Anwesenheitsnotizen



















Anwesenheitsnotizen
Die Stadt entwickelt sich rasant. Es wird renoviert und modernisiert, alles am Reißbrett entworfen. Für die Treppen gibt es DIN-Normen, für Fassaden RAL-Farben und für das was übrig bleibt, die Müllabfuhr. Nichts wird dem Zufall überlassen, selbst die Natur hat sich dem Ordnungsprinzip zu fügen und findet ihren Platz in eingezäunten Grünflächen. Grillen verboten.
Obwohl das alles für den Menschen der Stadt gemacht wird, passt dieser gar nicht in das neue Raster. Er modifiziert seine Umwelt und widersetzt sich dem Ordnungszwang. Das passiert von ganz allein, denn das Leben hinterlässt nunmal Spuren.
Ich spaziere durch die Stadt, und begegne seltsamen Situationen. Ein Kissen in der Baumgabel, der Teppich am Kanal, eine Glasscheibe ist gesprungen. Nichts ist inszeniert, alles so vorgefunden. Doch wer hat das für mich arrangiert? Es sind Rätsel, manchmal lustig und manchmal verstörend. Ich erlebe die Anwesenheit der Mitmenschen, ohne ihnen zu begegnen. Die Spuren werden zu ihren Stellvertretern und durch die Fotografien zu Skulpturen des Alltags.